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Basics Jazz: Notation und Harmonik

jazz musiktheorie studienvorbereitung

Dieser Artikel fasst die wichtigsten Aspekte zur Notation im Jazz und die Ausführung der Symbole zusammen. 

Übrigens: Die Prep Sheets im Kurs Studienvorbereitung Musiktheorie und Gehörbildung enthalten viele Jazz-spezifische Aufgaben. 

Notation im Jazz

Aufgrund der vielen improvisatorischen Teile des Jazz ist die konventionelle Notenschrift nicht immer prädestiniert. Um wesentliche Elemente einer Komposition trotzdem darstellen zu können, verwendet man im Jazz eine Symbolschrift. Hier gibt es – mutig formuliert – Parallelen zum Generalbass: Harmonische Zusammenhänge, die fürs Zusammenspiel unerlässlich sind, sind definiert, lassen die exakte Ausführung allerdings offen und überlassen die Ausgestaltung selbst (Oktavlage, weite oder enge Lage, Vollständigkeit, Begleit-Muster…) den Musikerinnen und Musikern.

Töne

Töne und Akkorde werden im Jazz weltweit einheitlich nach dem englischsprachigen System benannt. Die sieben Stammtöne sind ganz einfach: 

Anders als in der klassischen Musiktheorie, die im deutschsprachigen zwischen A und C sowohl den Stammton H als auch den erniedrigten Ton B (schwarze Taste) hat, liegt hier zwischen A und C der Stammton B. Die Stammtonreihe entspricht also den ersten sieben Buchstaben des Alphabets. 

Für unsere Jazz-Theorie verwenden wir übrigens eine Schriftart, die ein bisschen handschriftlich aussieht. Es ist eine der typischen Schriftarten, die für Real Books verwendet werden.

Alterierte Töne werden immer mit den bekannten Versetzungszeichen benannt: 

Man sagt einfach: C# („C-sharp“) oder Bь („B-flat“)

Das B, das du in der deutschsprachigen Theorie kennst, heißt nun also Bь „B-Flat“. Um z. B. den Stammton B von Bь zu unterscheiden, sagt man zum B auch B-natural.

Akkorde

Hier geht’s erstmal nur um Dreiklänge. Septakkorde usw. schauen wir uns unten an.

Wie bei den Grundakkorden der konventionellen Musiktheorie gibt es vier Grundformen von Dreiklängen:

Die Akkordbuchstaben werden im Englischsprachigen immer groß geschrieben, egal ob Dur oder Moll (im Deutschen meint ein Großbuchstabe Dur und ein Kleinbuchstabe Moll). Ein Moll-Akkord wird mit einem "–"  oder einem "m"  hinter dem Buchstaben gekennzeichnet:

Dur-Akkorden genügt der Buchstabe. C-Dur: C

c-Moll: C– oder Cm

Umkehrungen und Basstöne

Der Buchstabe bezeichnet sowohl den Grundton als auch den Basston des gemeinten Akkords.

C-Dur Grundstellung: C

Soll ein anderer Ton im Bass stehen, wird dieser explizit notiert, und zwar hinter einem Slash:

C-Dur mit E im Bass (Sextakkord): C/E

oder c-Moll Grundstellung: C–

c-Moll mit Es im Bass (Sextakkord): C–/E♭ oder Cm/E♭

Der Basston muss nicht zwingend ein Akkord-Ton sein:

Einen Akkord in Grundstellung bezeichnet man als „root“:

Die Umkehrungen sind 1st Inversion, 2nd Inversion, bei Vierklängen (spätere Videos) auch 3rd Inversion:

 

In Moll:

 

Septakkorde 

Den Dreiklängen hinzugefügte Töne werden durch Ziffern angezeigt. Wichtige Vierklänge:

Der Dominantseptakkord wird mit einer hochgestellten 7 angezeigt. Die Ziffer 7 alleine meint immer die kleine 7 (mixolydisch).

 

Der Septakkord mit großer 7: Für eine große 7 schreibt man maj7, j7 oder Δ.

Umkehrungen:

Septakkord-Typen 

An dieser Stelle erkläre ich dir noch ein paar Begriffe, die für verschiedene Arten von Septakkorden häufig verwendet werden:


Dominantseptakkord/ kleiner Dur-Septakkord: Dur-Dreiklang m. kleiner Septime; im Jazz: C7


großer Septakkord/ großer Dur-Septakkord: Dur-Dreiklang m. großer Septime; im Jazz: CΔ


kleiner Mollseptakkord: Moll-Dreiklang m. kleiner Septime, im Jazz: Cm7


Großer Mollseptakkord: Moll-Dreiklang m. großer Septime; im Jazz: C-Δ


Halbverminderter Septakkord/ kleiner verminderter Septakkord: verminderter Dreiklang m. kleiner Septime; im Jazz: C-7(ь5) oder CØ


Verminderter Septakkord/ Ganzverminderter Septakkord/ Vollverminderter Septakkord/ Hartverminderter Septakkord/ vermindert verminderter Septakkord: verminderter Dreiklang m. verminderter Septime; im Jazz: C°7. Alternativ schreibt man für den verminderten Vierklang Cdim oder Cdim7.


Übermäßiger Septakkord: übermäßiger Dreiklang m. großer Septime; im Jazz: CΔ(#5)

 

 

Tensions

Akkorde werden häufig mit den Optionstönen 9, 11 und 13 erweitert. Diese Akkorderweiterungen heißen Tensions und werden auf den Septakkord mit kleiner 7 (Dominantseptakkord) gesetzt.

 

Der Akkord mit der 11 beinhaltet neben der 7 auch die 9, also alle darunterliegenden (mixolydischen) Terzen. Ebenso werden im Akkord mit der 13 die Terzen vom Grundton bis zur 13 gestapelt. Bei Akkorden mit 11 bzw. 13 wird in der Regel auf die Terz verzichtet, da sie zu stark mit der 11 dissoniert.

Adds

Soll ein Intervall die ohne darunterliegende Septime hinzugefügt werden, wird der Zusatz „add“ verwendet. Der Cadd9 ist also ein Dur-Akkord mit None, aber ohne Septime.

Beim 6/9-Akkord werden dem Akkord sowohl 6 als auch 9, nicht aber die 7 hinzugefügt:

Kadenzen und Bluesschema

Kadenzen

Eine Kadenz ist eine (schlussbildende) Akkordfolge, die meistens in der Grundtonart endet. Die klassische Form einer Kadenz geht einmal durch die Hauptfunktionen Tonika – Subdominante – Dominante – Tonika (in Stufen: I – IV – V – I).

Kadenz in C-Dur:

Kadenz in d-Moll:

In einer erweiterten Kadenz werden die Akkorde der Hauptfunktionen durch Nebenfunktionen ersetzt oder ergänzt.

Erweiterte Kadenz in C-Dur:

Zum Thema Schlüsse und Kadenzen haben wir ein eigenes Video in unserem Kurs: Video 48 erklärt dir alles zu Schlüssen und Kadenzen. Auch die Videos zur Funktionstheorie sind in diesem Zusammenhang interessant.

Eine der beliebtesten Kadenzen im Jazz ist die II–V–I-Kadenz:

In der ebenfalls sehr beliebten „1625-Kadenz“ wird die VI. Stufe eingeschoben:

Die Blues-Kadenz ist ein 12-Taktiges Schema im 4/4-Takt, das beliebig oft wiederholt wird. Die verwendeten Akkorde sind die Akkorde der klassischen Kadenz (Hauptfunktionen Tonika – Subdominante – Dominante), allerdings immer mit kleiner Septime:

Die V. Stufe am Ende nennt man turn around. Alternativ steht hier die I. Stufe.

Blues-Schema in C-Dur:

 

sus-Akkorde 

Eine „suspension“ bedeutet den „Ausschluss" des Terztons, der durch ein anderes Intervall (2 oder 4 oder beide) ersetzt wird. Dieses Intervall wird angezeigt:

Der Zusatz „sus“ alleine ist gleichbedeutend mit „sus4“.

Alterationen

Akkordtöne können durch Versetzungszeichen alteriert werden. Intervall und Versetzungszeichen werden dabei immer in Klammern gesetzt, um ihre Zugehörigkeit zueinander deutlich zu machen. So bezieht man das Versetzungszeichen nicht zufällig auf den Akkordbuchstaben.

Der C–7(b5), ein Moll-Akkord mit kleiner Septime und tiefalterierter Quinte (bzw. verminderter Dreiklang mit kleiner Septime), gehört zu den Akkorden, die du unbedingt kennen solltest. Man nennt ihn auch „verminderten kleinen Septakkord“ oder „halbverminderter Akkord“. Ein weniger kompliziertes Zeichen für den C–7(b5) ist CØ7 (manchmal auch nur CØ).

Soll ein Akkordton weggelassen werden, wird das betreffende Intervall signalisiert: Cno3rd heißt: lasse die Terz weg.

Voicing

"Voicing" im Jazz bezeichnet die Art und Weise, wie Akkorde oder Harmonien angeordnet und gespielt werden. Anders als im klassischen Kontext, wo Akkorde oft aus Grundtönen, Terzen und Quinten bestehen, nutzt das Jazz-Voicing eine Vielzahl von Optionen, um die Harmonien spannender und farbiger zu gestalten. Ein Akkord kann also in verschiedenen „Voicings“ gespielt werden, was bedeutet, dass die Reihenfolge und Auswahl der Töne innerhalb des Akkords variiert werden kann, um spezifische Klangfarben und Effekte zu erzielen.

 

In der Praxis bedeutet das, dass ein Musiker die Töne eines Akkords neu anordnen oder bestimmte Töne weglassen und durch andere ergänzen kann, um verschiedene Farben und Spannungen zu erzeugen. Typischerweise bestehen Jazz-Voicings oft aus „erweiterten“ oder „alterierten“ Akkorden, die zusätzliche Töne wie die 7, 9, 11 oder 13 verwenden. Außerdem gibt es typische Techniken wie:

  1. Drop-Voicings: Töne aus Akkorden werden um eine oder mehrere Oktaven nach unten verschoben, was zu einer differenzierten Klangstruktur führt.
  2. Quartal-Voicings: Hier werden Akkorde in Intervallen von Quarten (statt Terzen) angeordnet, was zu einem modernen, offenen Klang führt.
  3. Shell-Voicings: Diese reduzieren den Akkord auf die wesentlichen Töne, typischerweise Grundton, Terz und Septime, was im Jazz häufig von Bassisten oder Pianisten in Begleitungssituationen verwendet wird.

Hier die wichtigsten Punkte zum Voicing:

  • Beim „Voice-leading“ sollte man in der Regel maximal fünf Stimmen notieren. So werden zu dichte Akkorde vermieden.
  • Der Grundton (oder Basston) ist festgelegt und sollte vorhanden sein.
  • Die Terz und Septime sind ebenfalls notwendig.
  • Die Quinte ist verzichtbar, v. a. bei Tensions.
  • Bei Akkorden mit 11 bzw. 13 wird in der Regel auch auf die Terz verzichtet, da sie zu stark mit der 11 dissoniert.

 


Zahlreiche Übungen zu Jazzharmonik und Gehörbildung findest du im Kurs Studienvorbereitung Musiktheorie und Gehörbildung.